Mascha FILM

"La buena vida - Das gute Leben"

Jens Schanze und Judith Malek-Mahdavi sind „keine politischen Aktivisten im eigentlichen Sinne“, wie sie selbst von sich sagen. Sie sind Dokumentarfilmer mit Leib und Seele. In einerseits wundervoll fotografierten, andererseits aber aufwühlenden und anrührenden Dokumentationen nutzen sie ihr Talent und ihre Profession, um in ihren Filmen unter anderem die kritischen Lebensumstände und die Verdrängung ethnischer Völker aus natürlichen und traditionellen Lebensräumen zu skizzieren.

Nach vielen preisgekrönten Produktionen ist es nun der aktuelle Film, der uns besonders bewegt und den wir Ihnen gern ans Herz legen möchten: „La buena vida – Das gute Leben“. Er zeigt auf berührende Weise, welche Auswirkungen der massive Kohleabbau in Kolumbien auf Minderheiten hat; dies alles vor dem Hintergrund des weltweit steigenden Energiekonsums, den das Streben nach Wachstum und Wohlstand verursacht. Besonders hat es uns gefreut, dass „La buena vida“ im letzten Jahr unter anderem mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde und somit die entsprechende mediale Aufmerksamkeit erhalten hat.

 

„Es beginnt nicht mit einer Super-8-Kamera, falls Sie das meinen. Und zu Hause gab es keinen Fernseher. Lediglich die Leidenschaft für das Kino war bei mir recht früh vorhanden.“ antwortet Jens Schanze auf die Frage, wie er denn eigentlich zum Film kam.  Am liebsten wäre er Landwirt geworden, so wie sein Vater. Da aber kein eigener Hof vorhanden war, die Liebe zur Natur dennoch groß, entschied er sich, Forstwirt zu werden – so wie sein Großvater.      

Während des forstwirtschaftlichen Studiums hatte er dann die ersten konkreten Berührungspunkte mit der Filmbranche. Ein zweijähriges Praktikum bei einer Filmproduktionsfirma mit ökologischem Schwerpunkt gab den Impuls, sich an der Filmhochschule München zu bewerben. Vorerst ohne Erfolg. Also entschied er sich, zunächst für ein Jahr nach Bolivien zu gehen. Dort drehte er für die Umweltstiftung „Conservation International“ seinen ersten Film ("San José – Der Mond ist unser Licht") über eine bis heute ursprünglich lebende Dorfgemeinschaft an der Schwelle zwischen Tradition und Moderne. Zurück aus Südamerika hat es dann im zweiten Anlauf an der Hochschule für Fernsehen und Film in München geklappt und er bekam einen Studienplatz mit Schwerpunkt Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik.

2002 gründete er zusammen mit seiner heutigen Ehefrau Judith Malek-Mahdavi in München die Produktionsfirma Mascha Film. „Das war eine eher unspektakuläre Gründung“ blickt Jens Schanze zurück. Judith Malek-Mahdavi und er hatten sich bereits während des Studiums kennengelernt und mehrere Filmprojekte zusammen umgesetzt. Das funktionierte ganz gut und daher wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit als „Mascha“ (zusammengesetzt aus „Ma“ von Malek und „Scha“ von Schanze).

    Das Dorf Tamaquito liegt in den Wäldern im Norden Kolumbiens. Die Natur gibt den Menschen hier alles, was sie zum Leben brauchen. Doch die Lebensgrundlage der Dorfbewohner wird durch den Kohleabbau in der Mine "El Cerrejón" zerstört: Das gewaltige Loch, mit 700 km² der größte Kohletagebau der Welt, frisst sich in die einst unberührte Landschaft. Mit der Kohle aus Kolumbien produzieren Kohlekraftwerke in Deutschland und weltweit den Strom, der das Leben schnell, hell und warm macht. Jairo Fuentes, der Sprecher der Dorfgemeinschaft, will die gewaltsame Vertreibung seiner Gemeinschaft verhindern und stimmt Verhandlungen mit den Betreibern der Mine zu.                                                   

    Die Konzerne versprechen den Dorfbewohnern die Segnungen des Fortschritts, doch diese legen keinen Wert auf moderne Häuser und ein so genanntes "besseres Leben". Sie beginnen den Kampf um ihr Leben in den Wäldern, der schon bald zum Existenzkampf wird… 

    Auszeichnungen

    • Bayerischer Filmpreis 2015 - Bester Dokumentarfilm
    • Bester Film - Kategorie Nachhaltigkeit, Festival du Film Vert Lausanne
    • Grand Prix du Festival - FReDD Festival Toulouse
    • Bester Film - Kategorie Umwelt, Festival de Cine de Barranquilla
    • Bester Film - Naturfilmfestival Neustrelitz 2015
    • Publikumspreis – Ökofilmtour Brandenburg 2016
    • Doc Selection 2015 – Vorauswahl Europäischer Filmpreis
    • Vorauswahl Deutscher Filmpreis 2015
    • Prädikat „besonders wertvoll“

    Stimmen zum Film

    „Ein beunruhigender und berührender Film.“ Süddeutsche Zeitung

    „Der Film fragt konsequent, wer beim weltweiten Energiefraß unter die Räder kommt und weckt ganz ohne belehrende Tonspur das schlechte Gewissen.“ FAZ

    „Um den Druck auf Politik und Wirtschaft zu erhöhen, braucht es Öffentlichkeit. Filme wie dieser können sie schaffen. Keine wertenden Kommentare, keine suggestiven Interviews, die Kamera allein beobachtet, der Schnitt erledigt den Rest.“ Der Tagesspiegel (Berlin)

    Allein in drei Dokumentarfilmen beschäftigt sich die Mascha Film mit dem Thema Kohleabbau und dessen Folgen. Ganz klar also, dass sowohl bei Jens Schanze als auch Judith Malek-Madhavi bereits im Vorfeld eine große Affinität zu Themen wie Umwelt und Ethik bestand. Im Zuge der Recherchen und Dreharbeiten zu „Otzenrath 3° kälter“ wurde den beiden bewusst, welche zentrale Rolle Banken in der Kohleindustrie spielen.

    Die strengen Anlagekriterien, insbesondere der kategorische Ausschluss von Kohleförderung und Kohlekraft, überzeugten das Filmer- und Ehepaar, sich für einen Wechsel zur EthikBank zu entscheiden. „Wir möchten nicht nur mit unseren Filmen die Welt für unsere Kinder ein bisschen besser machen. Ein wichtiger und notwendiger Beitrag ist in unseren Augen der konsequente Wechsel zu grünen Stromanbietern und nachhaltigen Banken.“ bekräftigt Jens Schanze die eigenen Beweggründe für seinen Wechsel.

    Kurze Fragerunde mit Jens Schanze

    Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

    „Zunächst sind es ganz persönliche Gedanken. Wenn ich neugierig auf ein Thema geworden bin, stelle ich mir die Frage nach der Relevanz des Themas und wie man jemand plausibel machen kann, dass es darüber einen Film braucht. Daraus entsteht dann das Projekt, das mit der schwierigsten Phase startet – die Frage nach der Finanzierung. Für „La buena vida“ dauerte diese ein gutes Jahr. Vier Jahre gingen ins Land bis der Film fertig war.“

    Sie sind ganz nah am Leben von Menschen, ohne aufdringlich zu sein. Wie schafft man das?

    „Vertrauen ist das Schlüsselwort. Das kommt nicht von heute auf morgen, das muss man sich behutsam aufbauen. Für „La buena vida“ hat unser gesamtes Team über längere Zeit in Tamaquito mit den Dorfbewohnern zusammengelebt. Viermal war ich für Dreharbeiten in Kolumbien, jeweils 3 bis 4 Wochen. Jairo Fuentes, der Anführer der Dorfgemeinschaft, hat durch seine Unterstützung das Projekt erst möglich gemacht.“

    Wie schwierig waren die Drehgenehmigungen im Kohlekonzern El-Cerrejón?

    „Das war nicht so einfach. Bei El-Cerrejón hat es etwa ein halbes Jahr gedauert. Um keine Zeit zu verlieren hatten wir bereits mit den Dreharbeiten in Tamaquito begonnen. Wir waren gegenüber dem Konzern transparent und haben das Konzept ausführlich kommuniziert. Wir hatten weder Interviews noch einen Off-Kommentar vorgesehen. Für den Konzern waren wir sozusagen die filmerische Begleitung eines in ihren Augen vorbildlichen, partnerschaftlichen und sozial verträglichen Umsiedlungsprozesses. Als sich abzeichnete, dass die Geschichte eine Wende erfahren würde, wurde das Verhältnis dann spürbar schwieriger.“

    Bisher gibt es kein Happy End für die Wayúu-Indianer aus Tamaquito. Wie sieht es heute in Tamaquito 2 aus.

    „Seit Ende der Dreharbeiten 2014 hat sich für die Dorfgemeinschaft nicht wirklich viel verändert. Nach wie vor wird keine ausreichende Wasserversorgung gewährleistet, um mit dem existenzsichernden Landbau zu beginnen. Im letzten Jahr hat es glücklicherweise längere Zeit geregnet, sodass die Leute etwas säen konnten. Das ist natürlich nicht ausreichend. Von Monat zu Monat wird mit dem Kohlekonzern neu über Überbrückungsgelder verhandelt. Vom Kunstgewerbe allein können die Familien nicht leben.

    Wie viel Zeit nimmt ein Projekt in Anspruch? Wie lassen sich Familie und Beruf vereinbaren?

    „5-Jahres-Projekte sind keine Seltenheit. Um es nochmal am Beispiel von „La buena vida“ zu verdeutlichen. Die intensiven Recherchen in Südamerika begannen 2011, 2015 lief der Film dann erstmals im Kino und bis heute begleite ich den Film, nehme beispielsweise an vielen Publikumsgesprächen teil. Das bedeutet einen enormen Zeitaufwand. In konzentrierten Phasen tauche ich zu 100 Prozent in ein Projekt ein. Dann stehe ich meiner Familie nur begrenzt zur Verfügung. Das ist nicht immer leicht. Das ist für meine Frau Judith und die Kinder oft schwierig. Und dann gibt es natürlich auch längere Heimatphasen, dann bin ich zu 100 Prozent für die Familie da.“

    Was möchten Sie als Professor für Film & Video Design an der TH Deggendorf Studierenden mit auf den Weg geben?

    „Zunächst einmal entscheidet sich jeder Berufsstarter für einen Beruf, von dem er  glaubt, dass er ihn gerne machen wird. Für alle Kreativen, insbesondere die Filmschaffenden, gehe ich noch einen Schritt weiter. Um in der Filmbranche Fuß zu fassen, sind zwei Eigenschaften unabdingbar: Leidenschaft und Durchhaltevermögen. Man muss die Arbeit – mit allen Höhen und Tiefen - wirklich machen wollen und für den Film brennen. Natürlich steht die Notwendigkeit des Geldverdienens außer Frage. Gleichzeitig musst du davon überzeugt sein, dass die Welt „deinen“ Film braucht, und mit Herz und Seele für dessen Entstehung kämpfen.“

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