konvisionär
Verein für ökologisches Leben in Gemeinschaft
Die Idee
In einer WG-Küche in Heidelberg entstand Anfang 2011 die Idee ein soziales Wohnprojekt zu schaffen. Hannah Eberhardt (Bild rechts, daneben Antje Köhler) war auch dabei und gehört nun zum Vorstand des Vereins konvisionär. Grundbaustein des Wohnprojektes ist der Kauf eines Hauses auf einer Konversionsfläche. Ein ehemals militärisches Gelände soll nach dem Truppenabzug wieder zivil genutzt werden um die gesamte Fläche wiederzubeleben. Ziel soll aber nicht nur die Nutzung der Fläche, sondern die freie Gestaltung der eigenen Wohngemeinschaft nach ökologischen Standards und in einem finanziell bezahlbaren Rahmen sein. Zunächst war noch nicht klar, ob die Nutzung der einstigen Besatzungsfläche nach dem Abzug der US-Armee 2010-2011 privaten Nutzern zum Kauf angeboten würde. Das zurückgelassene Stadtviertel fiel zunächst an den Bund. Hier musste die Stadt Heidelberg aktiv werden, um die Fläche zu kaufen und anschließend weiter zu veräußern. Die Initiative „hd_vernetzt“, ein Zusammenschluss verschiedener Wohngruppen, hatte bereits Kontakt mit der Stadt aufgenommen und den Kaufwunsch signalisiert. Unklar war jedoch, ob die Stadt das Gelände nicht an andere interessierte Investoren verkaufen würde. Nun ist das Gelände im Besitz der Stadt und konvisionär beschäftigt sich mit der Finanzierung ihres für 2016 geplanten Kaufes.
Die Besitzstruktur
Auf der Suche nach einer geeigneten Verwaltungsstruktur für das Wohnprojekt hatten die Initiatoren die unterschiedlichsten Strukturen durchgesprochen. Nach Gesprächen mit anderen Wohnprojekten entschieden sie sich gegen die Genossenschaft, auf Grund des aufwändigen Jahresabschlusses. Das Mietshäusersyndikat gewährleiste nicht vollständig den Selbstverwaltungsgrundsatz. Um langfristig eine Privatisierung zu verhindern und die Gemeinschaftsverwaltung aufrecht zu erhalten wird derzeit eine GmbH gegründet, deren erster Gesellschafter der Verein „konvisionär – ökologisches Leben in Gemeinschaft e.V.“ ist. Mitglieder in diesem Verein sind ausschließlich Bewohner der Häuser von konvisionär. Der zweite Gesellschafter, der „Verein zur Sicherung selbstverwalteter Wohnformen e.V.“, steht ehemaligen Mitbewohnern und Unterstützern des Vereins offen.
Das Konzept
„Nachdem die Idee eines selbstverwalteten Wohnprojekts geboren war, mussten neben der Geländefindung auch weitere Strukturen der Initiative festgelegt werden.“, erklärt Hannah Eberhardt die Entstehung ihres Vereins. „Die Grundgedanken und Ziele unseres Vereins entstanden aus den bisherigen Erfahrungen, die wir aus Heidelberg kannten. Die Mieten sind hoch, der Wohnraum knapp. Wer es sich nicht leisten kann, muss am Rand der Stadt wohnen.“ Diese Entwicklung will konvisionär durchbrechen. Um die räumliche Ausgrenzung zu minimieren und eine faire Wohnraumnutzung zu ermöglichen, sollte eine Gemeinschaft mit den Grundsätzen der Solidarität, Ökologie, Gemeinschaftlichkeit und Selbstverwaltung entstehen. Ressourcenteilung und die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur sollten ein soziales und vor allem bereicherndes Zusammenwohnen und -leben in Innenstadtlage ermöglichen.
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Hof und Garten
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Besichtigung
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Die ersten Bewohner
Bisher sind noch nicht alle Wohnungen der etwa 2000 qm großen Häuser durch die Mitglieder des Vereins vergeben. Auf Grund der Heidelberger Wohnverhältnisse ist die Nachfrage jedoch sehr groß. Wie findet man also neue Mitbewohner? Der Verein veranstaltet regelmäßig Kennenlerntreffen. Hier erklären die Mitglieder von konvisionär immer wieder ihre Idee des selbstverwalteten Wohnens und die Vision des bereichernden Zusammenlebens. Interessenten können Fragen loswerden und knüpfen erste Kontakte mit den Vereinsmitgliedern. Über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten können sich Interessierte und Konvisionäre z.B. bei Plena, Arbeitskreisen und auch bei diversen Freizeitaktivitäten wie Wandern, Spielabenden oder Grillen näher kennenlernen. Stimmt die Chemie und können sich die Interessierten mit den Grundsätzen von konvisionär identifizieren, wird über die Aufnahme in den Verein und damit die spätere Wohngemeinschaft abgestimmt. Dabei wird auch auf eine heterogene Gruppe und eine durchwachsene Altersstruktur geachtet. Aktuell besteht konvisionär aus 16 Kinder und 24 Erwachsenen. Geplant ist eine Wohngemeinschaft mit etwa 60 Personen.
Für die Bewohner des Gemeinschaftswohnprojektes soll es eine individuelle
Wohnungsgestaltung geben. Je nach den Bedürfnissen und der Größe werden unterschiedliche Wohnungen durch einen Architekten in dem Haus mit ehemals 12
Wohneinheiten gestaltet. Von einer großen Wohngemeinschaft bis zum barrierearmen Wohnen für Ältere wird es viele Wohnformen geben. Dabei wird versucht, die jetzige Gebäudestruktur beizubehalten und jeder Wohnpartei einen angemessenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Große Gemeinschaftsräume sollen den individuellen Wohnraum auf das Notwendigste begrenzen und das Leben in der Gemeinschaft fördern. Ressourcen und Räume zu teilen und damit vom individuellen zum Gemeinschaftsnutzen
überzugehen, soll die Struktur der Wohngemeinschaft prägen.
Die zeitliche Planung
Nach der Idee und der inhaltlichen Konzeption des Vereins arbeiten die Mitglieder nun an der finanziellen Umsetzung des Projektes. Die Gelder für den Erwerb des Grundstückes werden durch Bank- und Direktkredite beschafft und sollen Anfang 2016 vollständig zusammengetragen sein. Dann ist auch der Kauf des Grundstückes geplant. Anschließend wird das Gebäude ökologisch saniert und nach den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner gestaltet sowohl die Wohnungen als auch die
Gemeinschaftsräume. Für die Sanierung wird ein Zeitraum von ein bis eineinhalb Jahren eingeplant. Der Einzug wird anschließend für Anfang bzw. Mitte 2017 geplant.